Knusprige Sauerteigcracker
Wie ich mitbekommen habe, bin ich nicht die einzige, die während der schlimmen Corona-Zeit angefangen hat, mit Sauerteig zu experimentieren. Allerdings war es bei mir nicht das erste mal. Ich hab da schon mal ne Phase gehabt. Eine Phase, die wesentlich weniger professionell war und mir hausmütterliche Brote beschert hatte, auf die ich unfassbar stolz war.
Inzwischen ist das etwas anders geworden. Mein Anspruch auf Gebäcke aller Art und mein Stil haben sich verändert. Ich backe heute nur noch nach professionellen Rezepten, bei denen es nur wenig Abweichungen für Eigeninterpretationen gibt und bin mit dem Ergebnis meist sehr zufrieden. Brote, wie man sie beim Bäcker kaufen kann für einen Bruchteil des Preises, weil die Arbeitszeit meine Freizeit ist.
Gebacken wird immer mit eigenem Roggensauerteig. Eine Woche dauerte es, bis er fertig war und dreimal auffrischen, bis er triebstark genug war, um mit nur noch sehr wenig Hilfe richtig gute Brote zu backen. Mein Sauerteig hat den Namen Sauron bekommen, weil er ein Biest ist. Hyperaktiv, aggressiv und schnell. Er schafft es ohne Probleme innerhalb von vier Stunden aufs doppelte Volumen anzuwachsen, riecht immer schön sauer und hat mich mit seinen treibenden Eigenschaften oft überrascht. Schwere Brote, wie zum Beispiel Schwarzbrot meistert er immer in viel kürzeren Zeiten, als im Rezept angegeben. Ich bin stolz auf meinen kleinen Klumpen fermentiertes Roggenmehl.
Da Sauron aber auch jede Woche mindestens einmal gefüttert werden will und dabei Reste anfallen, die nicht mehr gebraucht werden, brauchte ich eine leckere und einfache Möglichkeit, diese Sauerteigreste in etwas essbares zu verwandeln. Wegschmeißen muss man es ja nicht. Auch wenn dabei nur Centbeträge in der Tonne landen, passt mir diese Verschwendung nicht in den Kram…
Irgendwann wurde ich dann darauf aufmerksam gemacht, dass man aus den Sauerteigresten wunderbare, sehr schmackhafte Cracker machen kann. Das hab ich natürlich ausprobiert und herumgedoktert, bis ich die perfekte richtige Mischung hatte und seither gibt es mindestens einmal die Woche eine Portion Sauerteigcracker. Immer mit unterschiedlichem Grundgeschmack. Es gibt noch so viel zu entdecken.
Eine leckere Verwendung für Reste vom Anstellgut.
- 100 g unaufgefrischtes Anstellgut von Roggen- oder Weizensauerteig
- 50 g Vollkornmehl
- 1 EL Öl
- 2 EL Saaten
- 1 TL Salz
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Den Backofen auf 175 °C Umluft vorheizen.
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Die Zutaten zu einem festen, geschmeidigen Teig verkneten und zu einer Kugel formen.
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Zwei Stück Backpapier auf die Größe eines Backblechs zuschneiden.
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Die Teigkugel zwischen die beiden Blätter Backpapier legen und mit der Hand etwas platt drücken. Dann mit einem Rollholz so dünn wie möglich ausrollen. Diese Menge Teig sollte ein normales Blech etwa zu 2/3 bedecken.
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Eines der beiden Backpapiere abziehen und den ausgerollten Teig mit dem übrigen Blatt auf ein Backblech ziehen.
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Den Teig mit einem scharfen Messer, oder einem Pizzaschneider in gleichmäßig große Stücke schneiden.
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Das Blech in den Ofen schieben und die Cracker für 25-35 Minuten goldbraun backen. Dabei alle 5 Minuten den Dampf aus dem Ofen ablassen.
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Wenn die Cracker braun werden, mit dem Finger testen, ob sie sich schon trocken anfühlen. Um knusprige Cracker zu kriegen, müssen sie so lange im Ofen bleiben, bis sie sich trocken anfühlen und sich leicht vom Backpapier lösen lassen.
– Bei der Geschmacksrichtung sind eurer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Probiert aus, was euch am besten schmeckt.
– Sie schmecken übrigens auch sehr gut, wenn man dem Teig zusätzlich 2 EL fein gerieben Parmesan (oder anderen Käse) zugibt.
– Bisher habe ich unterschiedliche Kräuter, wie zum Beispiel Rosmarin, Thymian und Basilikum, verschiedene Gewürze, wie Chili, Curry, geräucherte Paprika, Knoblauchpulver.. und verschiedene Saaten, wie z.B. Sonnenblumenkerne, Mohn, Sesam, geschrotete Leinsamen oder Kürbiskerne ausprobiert.
– Eine nette Idee ist es auch, wenn man die Cracker mit Keksausstechern aussticht. Dann kann man sie zu Anlässen verschenken.
– Ebenso habe ich unterschiedliche Mehle getestet. Es eignet sich das, was gerade da ist.
Tipp: Nachwärme nutzen und die Cracker einfach im Anschluss nach einem Brot backen. Dann ist der Ofen eh schon heiß…
Letzte Woche sollte mein Mann den fertig aufgefrischten und verdoppelten Sauron nachts in den Kühlschrank stellen. Und er hatte es vergessen. Man könnte meinen, er hätte das absichtlich gemacht. Denn er liebt diese Cracker und greift gern zu. Ebenso möchte mein Sohn nicht zu kurz kommen. Er reserviert sich jetzt schon immer was, damit er sicher gehen kann, dass er noch was abbekommt.
Wenn ihr auch einen Sauerteig habt und nicht wisst, was ihr mit den Resten anfangen sollt, dann probiert doch mein Rezept mal aus. Besser als wegschmeißen.
Ich wünsche euch beim Nachmachen viel Spaß und einen guten Appetit.
3 Kommentare
Janina
Hallo Jasmin,
ich bin recht neu im Thema Sauerteig, habe vor Kurzem meinen ersten Sauerteig angesetzt und auch bereits ein Brot gebacken. Geschmacklich sehr gut, optisch verbesserungsbedürftig 🙂
Ich habe zwar vor regelmäßig zu backen doch merke ich jetzt schon, dass ich immer wieder Sauerteigreste übrig haben werden. Da ich ungern Lebensmittel wegwerfe, habe ich mich umgesehen, was ich mit dem Resten machen kann und so habe ich deine Seite gefunden. Du hast eine tolle Webseite!
Ich habe auch andere Cracker-Rezepte gefunden, die waren mir aber zu komplex, da ich unterschiedliche TA Sauerteige mischen sollte. Was auch immer das bedeutet.
So läuft das Füttern bei mir: Ich nehme immer 8g von Ansatz und füttere ihn mit 80gr Roggenmehl und 100gr Wasser. Lasse den Teig 10 Stunden bei Zimmertemperatur stehen. Anschließend wird er (teilweise) verbacken oder kommt wieder in den Kühlschrank. Ich füttere alle 7 Tage. Wenn ich nicht backe habe ich also nur 8gr entnommen und daher einen großen Rest übrig.
Diesen kann ich nach deinem Rezept einfach verwenden, oder? Ich habe auch schon Reste in einem Glas gesammelt über ein paar Ansätze hinweg. Das geht auch?? Und ich nehme den einfach und muss nichts mehr gehen lassen etc?
Das wäre ja dann super einfach 🙂 Auf eine Rückmeldung freue ich mich und bin schon ganz gespannt, die Cracker zu backen 🙂
Liebe Grüße
Janina
Jasmin
Hey Janina,
du kannst deine Reste für meine Cracker benutzen. 👍🏼
Allerdings sollten sie nicht zu alt sein, weil die Cracker sonst doch recht sauer werden. Maximal zwei Wochen kann dein Rest aus Erfahrung stehen, um ihn noch für Cracker zu nehmen.
Viel Spaß beim backen. 🤗
Christian
Habe ich dieses Wochenende getestet (mit Sesam und Kräutern der Provence) und gefällt mir wirklich sehr gut! Eine schöne und einfache Möglichkeit, das alte ASG zu verwerten. Zwei Lerneffekte hatte ich beim Backen:
1. Nicht zu viel salzen. Die Cracker verlieren ja die meiste Feuchtigkeit und werden darum salziger, als man erwarten würde.
2. Beim Ausrollen muss man entweder genau auf gleichmäßige Dicke achten oder beim Backen aufpassen, dass die dünneren Bereiche am Rand nicht verkohlen.
Keine Kritik am Rezept, nur an meiner Improvisation. Nächstes Mal mache ich beides besser 🙂